Folgekinder und Seelenkinder
Du hast bereits Kinder und hast eine Fehlgeburt oder stille Geburt erlebt? Wie gehst Du mit einem Schwangerschaftsverlust im Familiensystem um?
Für viele Eltern ist es eine Herausforderung, mit einem Verlust umzugehen, und die Frage stellt sich, wie können wir unseren Kindern davon erzählen und ist es hilfreich, sie miteinzubeziehen?
Manchmal ist vielleicht der Gedanke da, dass man die Geschwisterkinder schützt, indem sie nicht Bescheid wissen oder sie so wenig wie möglich involviert. Allerdings ist es wichtig für die Geschwister zu wissen, was vor sich geht, damit sie die plötzlich veränderte Gefühlslage der Eltern verstehen können. Wieso weint jetzt Mama plötzlich? Kinder denken sonst vielleicht ohne Erklärung, sie sind schuld am veränderten Zustand der Eltern.
Je mehr die Geschwister involviert sind, desto leichter ist es für sie. Zudem spüren Kinder auch die Präsenz der, wie Familientherapeutin Sereina Heim sie nennt, "Seelenkinder". Ich finde diesen Begriff sehr passend, weil die Seele der im Mutterleib verstorbenen Kinder mit der Familie verbunden bleibt, oft auch ohne, dass es der Familie bewusst ist. In ihrem Buch "Seelenkinder und wie sie in ihrer Familie wirken" (erschienen bei Penguin Random House) beschreibt Sereina Heim aus der Geschwisterperspektive die Wirkung, die Seelenkinder auf ihre Familien haben können. Manchmal entwickeln Geschwisterkinder problematische Verhaltensweisen wie Einschlafschwierigkeiten, Wutanfälle, hyperaktives Verhalten oder körperliche Beschwerden aufgrund der verschwiegenen Seelenkinder.
Dabei bereichern praktische Übungen, wie du das Seelenkind symbolisch und liebevoll in euer Familiensystem integrieren kannst.
Ich habe mit Sereina Heim gesprochen. In unserem Gespräch “Seelenkinder und Sternenkinder” erfährst Du:
Warum Seelenkinder Einfluss haben auf das emotionale Befinden ihrer Eltern und Geschwister
Warum es so wichtig ist die Seelenkinder in die Familie zu integrieren
Welche Erkenntnisse eine Verlusterfahrung mit sich bringen kann.
Mein Mann und ich haben unseren Kindern im Kleinkindalter erzählt, dass sie einen großen Bruder haben, der nicht bei uns geblieben ist. Sie haben seitdem immer wieder viele Fragen gestellt. Meine 5-jährige Tochter hat für sich schnell eine Erklärung gefunden: "Sein Körper ist in der Erde und seine Seele im Himmel". Unser Sohn (8) vermisst seinen großen Bruder und weint auch manchmal deswegen.
Kurzum, wir nehmen uns immer wieder Raum und Zeit, darüber zu sprechen, und merken, dass es den Kindern guttut. Auch Bücher haben uns dabei geholfen, dies zu thematisieren. Ich möchte hier gerne ein weiteres Buch vorstellen: "Lotte - deine Sternenschwester". Es ist ein Bilderbuch zur Trauerbewältigung für zurückbleibende Geschwister ab 3 Jahren. Erzählt von zwei Sternenmamas, kann dieses Buch dabei helfen, erklärende Worte und Bilder für das Geschwisterkind zu finden. Was ich besonders schön finde, ist, dass es den tröstlichen Gedanken vermittelt, dass auch dieses sehr kurze Leben „erfüllt“ war.
Viktoria Alsmann erzählte im Gespräch mit mir: „Das Kinderbuch dient gleichermaßen als Leitfaden und Platzhalter. Es soll Kindern und Eltern dabei helfen, Gefühle im Bezug auf ihre eigenen Erfahrungen wahrzunehmen und darüber zu sprechen. Dem verstorbenen Geschwisterkind wird Raum gegeben, um ihm zu erinnern und zu begreifen, was dieses Kind in der Familie bewegt hat.
Durch den Perspektivwechsel im Buch wird der Fokus in eine positive Richtung gelenkt. Das Sternenkind erzählt von den schönen Dingen, die es - auch in der kurzen Zeit - schon erfahren hat… Nach so einer Verlusterfahrung neigen vor allem wir Frauen ja dazu, uns zu fragen, was wir falsch gemacht haben. Da ist es schön auch mal ein Gegengewicht zu haben!“
Wie gehst Du damit in Deiner Familie um? Sprecht Ihr als Eltern mit Eurem Kind oder Euren Kindern darüber?
Ich freue mich über einen Erfahrungsaustausch hier.