Gefühlschaos nach Fehlgeburt oder stiller Geburt

Gibst Du deinen Gefühlen den Raum, den sie brauchen? Lässt Du alle Gefühle zu? Welche vielleicht nicht? Hast Du Angst vor Deiner Trauer, Angst vor Deiner Wut? Denkst Du, dass Du nie mehr aufhörst zu weinen, wenn Du Deine Trauer zulässt?

Deine Gefühle möchten gefühlt werden. Deine Gefühle wollen wahrgenommen werden. Sie wollen Dich mit Deinen Bedürfnissen in Verbindung bringen. Das ist ihre natürliche Aufgabe.

Was bedeutet das?  Das bedeutet, dass Du hinhören darfst, was Deine Gefühle Dir sagen wollen, welche Botschaft sie für Dich haben.

Gerade im Trauerprozess nach einer Fehlgeburt oder einer stillen Geburt sowie auch in der Kinderwunschzeit ist es so wichtig, dass alle Gefühle da sein dürfen.

Nach einem Verlust: der Schmerz, die Verzweiflung, die Ohnmacht, die Wut. In der Kinderwunschzeit: die Ungeduld, der Neid, die Sehnsucht, die Angst. 

Deine Trauer zeigt Dir vielleicht, dass Du mehr Verbindung und Gemeinschaft brauchst. Oder einfach nur Trost und Einfühlung von einem lieben Menschen.

Probiere es aus und höre hin, was Deine Gefühle Dir sagen möchten. Lerne Dich selbst besser kennen und Deine Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen!

Wenn Du jetzt lernst, mit Deinen Gefühlen umzugehen, dann kannst Du auch später Deinen Kindern ihre Gefühle lassen. Oft wird uns als Kindern beigebracht, unsere Gefühle zu unterdrücken. Wir lernen, uns zu beherrschen, uns zusammenzureißen, keine Gefühle zu zeigen. Bist Du so aufgewachsen? Willst Du so durch dein Leben gehen? Willst Du dies an Deine Kinder weitergeben?

 „Wenn wir unsere Gefühle als die unseren wahrnehmen und unsere Kinder mit offenem Herzen in ihren Gefühlen begleiten, lernen sie von uns, dass Gefühle etwas sind, das man zulassen kann, das man fühlen kann, das weder gefährlich noch verboten ist und wovor man keine Angst haben muss.“ Safi Nidiaye

Als meine zwei Kinder und ich vor kurzem meinen Mann zum Flughafen gebracht haben für eine berufliche Reise, war mein Sohn traurig wegen der Abreise seines Vaters und kündigte bereits im Auto an, dass er weinen würde. Ich meinte darauf hin: „Weinen ist gesund, damit die Gefühle raus dürfen“. Er meinte: „Aber wenn ich weine, dann fließen die Tränen oft wieder in meinen Mund und dann gehen die Gefühle ja wieder in meinen Körper.“ Bevor ich etwas sagen konnte, ergänzte er noch: „aber mit der Pieschi (Pipi in Hamburg) gehen sie dann ja wieder aus“.

Auch ich übe mich täglich (das ist ein lebenslanger Prozess ☺) darin, meine Gefühle wahrzunehmen, ihnen bewusst Raum zu geben und ihren Botschaften zu lauschen und auch darin meinen Kindern beiseite zu stehen beim Durchleben ihrer Gefühle. Ist das immer einfach? Nein. Lohnt es sich, weil es danach allen besser geht? Ja.

Nimm Dir Zeit für Deine Gefühle. Schreib sie auf. Geh in die Natur hinaus. Spreche mit jemand über Deine Gefühle. Finde Wege für Dich, wie Du sie ausdrücken kannst, mitteilen und ihnen dadurch die Aufmerksamkeit schenkst, die sie brauchen und verdient haben. Deine Gefühle dürfen Deine Freunde sein, Dein innerer Wegweiser.

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